Es ist mir eine Freude, eine Geschichte reinstellen zu dürfen, welche von einer Ghostschriftstellerin geschrieben worden ist.
Meine Begegnung mit dem vermeintlichen Glück
Es war gerade Frühjahr als meine Freundin Samantha und ich unseren ersten gemeinsam Urlaub buchten. Unsere Reise geht im Juni nach Hammamet (Tunesien). Wow, wie waren wir jetzt schon aufgeregt und konnten es kaum erwarten. Voller Vorfreude machten wir eine Shoppingtour und kauften alles Mögliche, was man für einen Badeurlaub so braucht.
Als dann der besagte Tag kam, waren wir ganz schon nervös. Schon morgens um vier mussten wir aufstehen, eilig tranken wir unseren Kaffee und packten die letzten Dinge zusammen. Mit dem Taxi ging es zum Flughafen, das Gefühl war toll hier im Flughafen zu stehen und zu wissen das man in wenigen Augenblicken schon in einen Flieger steigt, einfach grossartig.
Schnell einchecken, durch den Zoll und schon sassen wir beim Gate. Plötzlich ertönte aus dem Lautsprecher: Gate E 52, Flug von Zürich nach Monastir, ist bereit zum einsteigen. Unsere Pulse begannen nun zu rasen, endlich ist es soweit! Unsere Plätze befanden sich in der Mitte des Fliegers, gleich beim Notausgang, unsere Taschen mussten wir im Fach über uns verstauen. Meine Freundin Samantha sass am Fenster, ich in der Mitte und neben mir eine Frau anfang 50. Lebensjahr. Wie Frauen so sind, kamen wir schnell ins Gespräch und mussten feststellen das wir ins gleiche Hotel gehen würden, was für eine Freude!
Der Flug und die Landung gingen angenehm vorüber und schon standen wir in der Ankunftshalle von Monastir. War das ein Gedränge hier, überall standen Reiseleiter um ihre Urlauber in Empfang zu nehmen. Doch wo war unser? Wir konnten ihn einfach nicht entdecken, erst nach langem Suchen fanden wir ihn. Er wartet einfach bei unserem Shuttlebus, wie bequem! Naja.. Die Fahrt von Monastir nach Hammamet kam auch nicht besser, der Bus war klein und ne Klima hatte er wohl auch nicht. Nach 1 1/2 Stunden kamen wir erschöpft im Hotel an, mir war auch noch übel von der Fahrt, da ich im allgemeinen Mühe mit dem Reisen habe. Unser Zimmerschlüssel wurde uns nach langer Wartezeit überreicht, freudig betraten wir unser Zimmer, wurden aber etwas entäuscht. Das Zimmer lag auf der Rückseite des Hotels mit Blick auf den Parkplatz. Na gut, was solls.. Wir zogen uns bequemere Kleidung an und setzten uns an die Hotelbar, um einen Kaffee zu trinken. Doch bei wem bestellen? Da standen 5 oder 6 junge, gutaussehende Kellner und jeder wollte uns anscheinend bedienen, gut irgendwie klappte es dann mit der Bestellung und wir bekamen unseren Kaffee serviert. Ich, wie immer, streute gleich zwei Pack Zucker hinein, huch.. war das süss! Der Kaffee war schon gesüsst, ach mussten die Männer lachen. Peinlich, peinlich.. Ne, denkste. Hab einfach so getan, als wäre alles in bester Ordnung und habe meinen zu süssen Kaffee tapfer getrunken. Ich dachte in diesem Moment, dieser Urlaub fängt ja schon gut an..
"Ayleen, Ayleen! Hörst du mir zu?" fragte mich Samantha. Aus meinen Gedanken zurück gekommen, antwortete ich "Natürlich Samantha höre ich dir zu. Wir können gerne noch etwas bummeln gehen, bevor wir zum Abendessen gehen". "Gut gehen wir dann". "Na schön" gab ich ihr zur Antwort.
So sahen wir uns die hotelnahen Shops an und kehrten Müde ins Hotel zurück. Nach einer kurzen Dusche sassen wir beim Abendessen, Samantha zu mir "Hast du den keinen Hunger, dass du nichts isst?". Nein meine Antwort, ich war einfach zu erschöpft zum Essen, der Flug hat mir doch etwas zugesetzt. Ein Kellner bemerkte auch das ich meinen Teller kaum anrührte und fragte mich, ob ich lieber als zu essen später einen Kaffee trinken gehen möchte. Aber auch dazu war ich zu Müde und vertröstete ihn auf den nächsten Tag. So gingen wir bloss noch ins Zimmer und lagen auch schon bald im Bett. "Wie wird es wohl morgen werden..?" mit dieser Frage schlief ich zufrieden ein..
Am nächsten Morgen beim Frühstück war mein Apetit noch nicht zurück gekehrt, ich trank einen Kaffee und ass ein halbes Brötchen. Samantha ass wieder einmal wie ein vielfrass, vier Brötchen und dazu Käse, mein Magen kehrte sich fast bei diesem Anblick. Der Kellner vom Abend zuvor bemerkte mich und räumte meinen Teller ab, "Warum isst du den wieder nichts? Darf ich euch zwei Frauen für heute Nachmittag auf einen Stadtbummel einladen?". Samantha, meinte nur "Natürlich, gerne kommen wir, sagen wir so um 14 Uhr?". Somit war diese Verabredung gerizt.
Am Nachmittag trottet ich mit einem unangenehmen Gefühl richtung Hoteleinfahrt, Samantha war bestens gelaunt und meinte zu mir, dass es bestimmt ein toller Nachmittag werden würde. An der Hoteleinfahrt wartete auf uns der Kellner Mohamed mit einem weiteren jungen Herrn. Erfreut begrüsste er uns und stellte uns seinen Freund Naschib vor und so bestiegen wir zu viert ein Taxi. In Hammamet angekommen, setzten wir uns als erstes in ein Restaurant und tranken herrlichen Minztee. So sassen wir alle vier verlegen auf unseren Stühlen und schlürften unseren Tee, bis Naschib das Wort ergriff und uns fragte, was wir den so beruflich machen würden. So kamen wir ins Gespräch und unterhielten uns prächtig.
Weiter schlenderten wir in die Medina von Hammamet, Mohamed ergriff meine Hand und ich blickte ihn etwas verwirrt an, da meinte er zu mir "Ayleen, ich nehme dich bei der Hand, weil sonst die Polizei misstrauisch werden würde. Wenn wir einfach so neben einander gehen würden, bekäme ich Probleme mit der Polizei.". Na gut, dachte ich mir, ist ja auch nichts schlimmes dabei. Samantha ging mit Naschib vor uns, auch sie hielten sich an der Hand. Bei einem kleinen Shop hielten wir an und unsere Begleiter kauften uns je ein hübsches Armkettchen. Was waren wir beide erfreut. Da es mittlerweile schon später Nachmittag war spazierten wir am Strand zurück richtung Hotel und verabredeten uns gleich wieder für am Abend.
Nachdem Abendessen machten wir uns in unserem Hotelzimmer etwas frisch. "Ayleen, ist Naschib nicht ein lieber und gutaussehender Mann? Ach bin ich nervös ihn gleich wieder zu sehen? Sehe ich ok aus?". "Ja Sam, du siehst toll aus, können wir nun gehen?".
So trafen wir die zwei Männer wieder und tranken mit ihnen Wein in einer hotelnahen Bar. Samantha und Naschib unterhielten sich nonstop. Mohamed rückte zu mir immer näher auf, worauf ich immer mehr Abstand nahm. Es war mir sehr unangenehm, da ich keinerlei näheres Interesse an ihm hatte. Auch auf dem Rückweg zum Hotel versuchte er wieder mir näher zu kommen, ergriff meine Hand, welche ich freundlich zurückwies. Vor dem Hotel angekommen, verabschiedeten wir uns alle voneinander und Mohamed, küsste mich ohne Vorwarnung auf den Mund, nun wurde ich wütend "Was fällt dir ein?" und gab ihm eine Ohrfeige. Auf seine Frage, ob wir uns am nächsten Tag wieder sehen, gab ich nur zur Antwort "Wir werden sehen.". Genervt betrat ich das Hotelzimmer und warf meine Handtasche auf mein Bett. "Ayleen, reg dich ab, nimm es doch auch als Kompliment, er mag dich anscheinend" meinte Samantha zu mir. "Nein bestimmt nicht, er hat doch bemerkt das ich kein Interesse an ihm habe". So war nun also unser zweite Tag hier, toll dachte ich nur.
Frustriert bezog ich am nächsten Tag einen Liegestuhl am Pool und versuchte mich etwas abzulenken. Samantha war mit Naschib unterwegs, sie hatten beim Frühstück sich für später verabredet. So döste ich etwas vor mich hin. "Hallo, möchtest du etwas zu trinken" mit diesen Worten trat ein junger Kellner zu mir heran. Ich bestellte einen Kaffee bei ihm und nahm mein Buch aus meiner Tasche. Kurz darauf servierte er mir meinen Kaffee und meinte "Der Kaffee ist schon gesüsst, nicht das du ihn wieder zu süss trinkst". Er lächelte mich an und ich bedankte mich für diesen Hinweis, auch ich musste schmunzeln.
Samantha und ich plägerten so auf unseren Liegestühlen, genossen die Sonne und die Ruhe. Bis mein Handy piepste, ne SMS von Mohammed. "Ach ne" stöhnte ich, Samantha gab mir mit einem Blick zu verstehen, dass sie mich verstehe. Als wir gemeinsam zur Toilette schlenderten, trat Naschib auf uns zu und begann gleich ein Gespräch mit Samantha. So verabredeten sie sich für den Abend, ich war natürlich auch mit eingeladen. Genervt bezog ich wieder meinen Liegestuhl und bestellt gleich bei dem süssen Kellner ne Fanta. Anstatt eine brachte er aber gleich zwei, naja was solls, muss hald Samantha auch eine trinken, dachte ich mir. Samantha war darüber aber gar nicht begeistert, und bestellte sich gleich beim selben Kellner ein Wasser. Als er das Wasser für Samantha brachte, trafen sich unsere Blicke. Mir wurde ganz heiss und kalt gleichzeitig, wow.. ich konnte meinen Blick nicht von ihm abwenden. Ihm ging es genau so, und stiess sich beinahe den Kopf an unserem Sonnenschirm beim zurückgehen. Lächelnd schaute ich ihm nach, Samantha meinte zu mir "Er gefällt dir, hmm?". "Ja, mit ihm würde ich sofort etwas trinken gehen wollen".
Während des gesamten Morgens kam er öfters an unserem Liegestuhl vorbei und schenkte mir ein Lächeln. Als wir zum Essen gingen, ich spürte ich seinen Blick auf mir, ach war ich nervös. Brachte kaum einen Bissen runter.
Als wir unseren Liegestuhl wieder bezogen, kam er gleich zu uns und fragte uns, ob er uns einen Kaffee servieren dürfe. Ja natürlich, denn Samantha und ich sind beide Kaffee süchtig. So brachte er uns zwei Kaffee auf einem Tablett, eine wunderschöne violette Blume zierte meine Untertasse. Ach, wie süss dachte ich nur. Samantha zu mir "Einem Date steht wohl nichts im Wege", ich winkte nur ab.
Später als ich mich in meinen Roman vertieft hatte, kam er und brachte uns etwas Gebäck. Verlegen sah er mich an "Was für ein Buch liest du den da?". Ich blickte zu ihm hoch "Einen Frauenroman". Hmm, meinte er. "Sieht nach einer Liebesgeschichte aus, ist sie fesselnd?". Jaaa, stottere ich. "Aber eben ist es nur eine Geschichte" sage ich entäuscht, und denke mir im echten Leben, kommt es nie so wie im Roman. "Darf ich dich heute eventuell noch sehen, so gegen Abend? Ich würde gerne noch etwas mehr mit dir plaudern, doch während der Arbeit darf ich das nicht." Gerne antworte ich und gebe ihm meinen Roman und er notiert mir seine Nummer. Er zieht sich wieder zurück.
Marwen flüstere ich und lächle. Samantha zu mir "Wie bitte?". "Ja so heisst er". "Hey wir könnten doch zu viert heute Abend weggehen, was meinst Aileen?, "Gute Idee" sage ich erfreut.
Am Nachmittag nehmen wir Reitunterricht im Hoteleigenen Reitstall wahr. Unser Reitlehrer ist deutsch sprechend, anschliessend zu unserem Reitunterricht verabreden wir uns mit ihm zum Tee in der Medina. Beim Tee sprechen wir über alles mögliche, über seine Familie, die Reitstunden und über Tunesien. Wegen unserer guten Themen, merken wir plötzlich, dass wir 5 Minuten später verabredet sind. Ohje, wir verabschieden uns vom Reitlehrer und brechen auf. Gute 20 Minuten später kommen wir am ausgemachten Treffpunkt an, sie warten tatsächlich auf uns. Ärgerlich meint Naschib zu uns, dass wir spät dran seien. Marwen kommt lächelnd auf mich zu, gibt mir schüchtern die Hand und deutet auf ein Taxi in der Nähe "Wollen wir?".
Zusammen fahren wir in die Medina, setzen uns in einem kleinen Café und bestellen arabischen Kaffee. Naschib und Samantha vertiefen sich gleich in ein Gespräch, welchem ich und Marwen folgen. Immer wieder fragt er mich vor Nervosität, ob ich mich wohl fühle und es mir gefalle. Schüchtern belächle ich seine Frage. Ich lehne mich auf der Sitzbank zurück und betrachte mir die zwei Männer, dabei fällt mir auf wie die zwei ihren Kaffee schlürfen. Die Beine übereinander geschlagen, den einen Fuss wippend, die Tasse haltend wie eine Dame und das genüssliche Schlürfgeräusch. Ich mache amüsiert Sam darauf aufmerksam, beide müssen wir über diese Beobachtung lachen. Die Männer schauen uns verdutzt an, so erkläre ich den beiden, warum mir uns amüsieren. Auch sie müssen darüber lächeln und erklären uns, dass es hier so nun mal so üblich sei den Kaffee auf diese Art zu trinken. So lockerte sich die Stimmung langsam auf und auch Marwen und ich konnten unsere Nervosität ablegen. Gemeinsam gingen wir weiter in eine nahe gelegene Disco. Naschib und Sam stürzten sich gleich auf die Tanzfläche, während dem ich und Marwen uns an einem Tisch unterhielten. Immer wieder kam es zu verlegenem Schweigen, und dabei rede ich normalerweise nonstop. Sam und Naschib kamen wieder dazu und da es schon spät geworden war, machten wir uns auf den Nachhauseweg. Vor dem Hotel verabschiedeten wir uns voneinander, überglücklich kehrten Sam und ich in unser Zimmer zurück, und fielen gleich in unsere Betten.
Am nächsten Morgen beim Frühstück serviert uns Naschib Kaffee und teilt uns mit, dass er am Nachmittag frei hätte und ihn gerne mit uns verbringen würde. Sam blickt mich bittend an und so sagen wir zu. Um ein Uhr nachmittags treffen wir uns mit ihm vor der Hoteleinfahrt, doch er steht nicht alleine da. Mohammed steht bei ihm, ich denke nur "Oh nein, der hat mir grade noch gefehlt", doch ich lasse mir nichts anmerken. So gehen wir zu viert nach Hammamet Yasmine, der neue Stadtteil von Hammamet. Wir schlendern durch die Gassen, besuchen die verschiedenen Shops, jedoch ohne etwas zu kaufen. Nehmen schlussendlich platz bei einem kleinen Bistro und teilen uns Chapati mit ner Cola. Mohammed versucht wieder sich mir anzunähern, genervt zeige ich ihm, dass ich ihn nicht mag. Naschib meint zu "Er hat sich mir einfach angeschlossen, ich konnte ihn nicht gut abwimmeln, es tut mir leid.". In der zwischenzeit erhalte ich eine SMS von Marwen, er möchte sich gerne mit mir treffen, so verabreden wir uns für später vor der Medina. Als Mohammed sieht, dass Marwen vor der Medina auf uns wartet, zieht er beleidigt ab, wir anderen amüsieren uns bloss darüber. Endlich waren wir ihn los! Wieder zu viert besuchen wir die Medina, Marwen ergreift gleich meine Hand um mich in den engen Gassen der Medina nicht zu verlieren. Plötzlich bemerken wir beide, dass Sam und Naschib nicht mehr in unserer Nähe sind, wir hatten uns also verloren. Per Handy machen wir aus, dass wir uns beim Café in der Medina treffen. Sam und Naschib warten schon auf uns, als wir dort eintreffen. Sie haben bereits beim Kellner eine Bestellung aufgegeben, Minztee mit Pinien, sowie eine Shisha werden uns serviert. Die Stimmung war perfekt, arabische Musik im Hintergrund, guter Tee, das nippen an der Shisha, gemütliche Gespräche. Wir alle genossen diesen Moment, so dass wir in guter Stimmung zum Hotel zurückkehrten. Naschib verabschiedete sich von uns, da er wieder zur Arbeit musste. So überlegten wir anderen drei, was wir noch machen könnten, so meinte Marwen er würde uns gerne sein Wohnquartier zeigen, dass nur wenige hundert Meter vom Hotel entfernt war. So spazierten wir mit ihm einen Hügel hinauf, wo er uns sein Haus, von aussen zeigte und spazierten weiter auf einen Hügel oberhalb des Hauses, von wo aus man einen wundervollen Ausblick hatte. Er zeigte uns die Residenz des Präsidenten, die nächstegelegene Stadt Nabeul, wo jeweils am Freitag der Kamelmarkt stattfindet. Nach einer Weile kehrten wir zu seinem Haus zurück, wo er uns seine Mutter und die kleine Schwester vorstellte. Wie es in den arabischen Ländern Sitte ist, wurde uns gleich Tee serviert. Er zeigte uns dann weiter das ganze Haus, sein Zimmer und auch den Dachbereich des Hauses. Das Haus war noch im Bau, die Wände waren noch ungestrichen, Türen und Möbel fehlten noch, auf dem Boden befanden sich lediglich Matratzen zum Schlafen. Auf dem Dach zeigte er uns den Hasenstall, ach waren die süss. Marwen drückte mir einen schwarzweissen Hasen in die Hände, welchen ich gleich mit Streicheleinheiten verwöhnte. Seine Mutter trat zu uns und fragte uns, ob wir gerne zum Essen blieben. Dankend nahmen wir an, da wir dachten es könnte unhöflich sein, wenn wir die Einladung ausschlugen. Marwen beobachtet mich mit dem Hasen, "Ist der nicht süss?" meinte ich zu ihm. Er zu mir "Ja, zum Essen". Mir fiel fasst die Kinnlade herunter, und Sam bekam einen Lachanfall. Für sie ist es normal, dass man Hasen als Verkostungstier hält, da sie auf einem Bauernhof aufgewachsen ist. Die beiden amüsierten sich noch eine Weile über mich. Ich wurde aber schon bald aus dieser Situation befreit, als wir zum Essen gebeten wurden. Mittlerweile waren auch der kleine Bruder und der Vater eingetroffen. Der Vater und die Mutter nahmen am Boden auf einer Decke platz und bereiteten Tee, währendem Marwen, der kleine Bruder Skander und wir uns dem Couscous widmeten. Mir war das Ganze etwas unangenehm, da sie uns beobachteten. Der Couscous war sehr scharf, ich kämpfte richtig, dies bemerkten alle und lächelten. Nachdem Essen wurde uns Tee serviert, langsam fühlte ich mich etwas entspannter. War aber dennoch froh, als uns Marwen zum Hotel zurück fuhr. "Ich habe morgen meinen freien Tag, möchtet ihr mit zu meinem Onkel kommen, seine Frau ist Irin und sie würde euch sehr gerne kennen lernen", wir sagten zu und ich freute mich bereits auf den nächsten Tag.
Er wartet mit dem Pick-up vor dem Hotel auf uns, wieder einmal waren wir spät dran. Grinsend deuete er auf meine Uhr. Wir fuhren zum Haus seiner Grossmutter Zohra, wo sein Onkel mit seiner Frau Libby zurzeit wohnte. Libby begrüsste uns freudig, nahm uns gleich mit ins Wohnzimmer, stellte uns Marwens Onkel, Zohra und eine Tante von Marwen vor. Sie servierte uns ne Cola und bedeutete uns auf der Couch platz zu nehmen. Marwen und sein Onkel verabschiedeten sich von uns, gaben vor eine kurze Besorgung machen zu müssen. So unterhielten wir uns mit Libby, welche nur wenige Jahre älter als wir war. Als nach einer Stunde die Männer noch nicht zurückgekehrt waren, ärgerten wir Frauen uns darüber und riefen Marwen an, welcher uns mitteilte gleich wieder da zu sein. Nach weiteren 10 Minuten kamen sie dann zurück. Gemeinsam gingen wir in ein Café, bestellten Kaffee und unterhielten uns ein wenig. Nach kurzer Zeit gesellte sich ein Freund von Marwens Onkel zu uns, Fish, auch Black Fish genannt. Black Fish sprach perfekt deutsch und Sam verstand sich auf Anhieb gut mit ihm. So entschlossen wir uns etwas Spazieren zu gehen. Black Fish und Sam gingen voran und wir anderen vier hinterher. Auf unserem Weg kamen wir zu einem Bach, wo mir Marwen behilflich war und mich hochhob und über das Wasser trug. Richtig ein Gentleman dachte ich mir. Irgendwann sahen wir Sam und Black Fish nicht mehr, sie hatten es wohl eilig. Libby und ihr Mann hatten auch ein rechtzügiges Tempo bei sich, so dass Marwen und ich das Schlusslicht bildeten. Wir unterhielten uns über alles mögliche, es harmonierte. Er trug ein Baseballcap, dieses nahm ich ihm ab und meinte zu ihm, er sehe besser aus ohne. Er versuchte wieder an sein Cap zu kommen, doch ich lief davon und er eilte mir hinter her, wie Kinder. Irgendwann holte er mich ein, packte mich an der Taille, hob mich hoch und forderte mich auf, ihm sein Cap wieder zu geben. Ich verneinte und versuchte mich von ihm zu befreien, so dass wir schlussendlich das Gleichgewicht verloren und zusammen ins Gras fielen. Er lag halb über mir und schaute mir tief in die Augen, und wir beide mussten verlegen lachen. Sein Cap lag unter meinem Rücken, er bat mich es ihm wieder zu geben, doch ich blieb sturr. So ergriff er meine Arme und versuchte meinen Oberkörper aufzurichten, was ihm auch gelang und schnappte sich sein Cap. In diesem Moment traten Libby und ihr Mann wieder zu uns und meinten, es scheine als ob sich bei uns was anbanne. Zusammen gingen wir weiter bis wir wieder auf Sam und Black Fish trafen, welche wohl schon länger auf uns warteten. Ich begab mich gleich zu Sam und zog sie zur Seite, natürlich wollte ich wissen, wo sie gewesen waren. Aber sie meinte zu mir lächelnd, wir waren auch nur Spazieren, er hat mich zwar versucht zu küssen, aber keine Chance. Aha, dachte ich mir,so einer bist du also Black Fish! Wir nahmen uns ein Taxi zum Hotel zurück, denn am späteren Abend wollten wir mit Marwen und Naschib zu Abend essen.
Mit einem Taxi fuhren wir an den Hafen von Hammamet Yasmine. In einem noblen Schiffsrestaurant nahmen wir auf dem oberen Deck an einem schön aufgetischten Tisch platz. Wir bestellten Meeresfrüchtespiese zu einem Glas Rotwein und Mineral. Wir waren die einzigen Gäste auf dem oberen Deck, da es schon recht dunkel war, brannten Lichtgirlanden und zwei Kerzen auf unserem Tisch. So zu essen, das Ambiente und die Begleitung stimmte, war wirklich romantisch. Als wir mit dem Essen fertig waren, blieben wir noch sitzen, genossen die schöne Aussicht, die wir vom Schiff über den Hafen hatten. Mit der Zeit kühlte die Luft ab und wir fingen an zu frösteln. Marwen nahm mich von hinten in seine Arme, den Blick aufs Wasser gerichtet, so kuschelten wir uns aneinander. Naschib und Samantha taten es uns gleich. Eine Weile genossen wir so diesen Moment. Später begaben wir uns auf einen Spaziergang am Hafenbecken, Sam und Naschib gingen voran. Marwen nahm mich bei der Hand, es lag eine Vertrautheit zwischen uns, ich fühlte mich wohl mit ihm an meiner Seite. Auf einmal zog er mich an sich, legte seinen Arm um mich, ich lehnte an seine Brust und genoss den Moment. Bis uns eine Stimme aufschreckte, ein Polizist wollte unsere Pässe sehen, da es nicht erlaubt war Zärtlichkeiten in der Öffentlichkeit auszutauschen. Mir war es unangenehm, doch es gab keine Probleme, da Marwen den Pass seiner Mutter dabei hatte, welche beim tunesischen Präsidenten angestellt ist. Nochmals Glück gehabt. Naschib und Sam wollten gleich wissen, was der Polizist von uns wollte, auch Sam war erstaunt, denn so eine Situation hätte es in der Schweiz nie gegeben. Weiterhin waren wir guter Stimmung, nahmen den Fotoapparat zur Hand und machten einige Aufnahmen zur Erinnerung. Überglücklich kehrten wir zwei Frauen an diesem Abend ins Hotel zurück, was für ein Abend dachte ich mir.
Freitagmorgen, Kamelmarkt. Mit einem Taxi fahren wir nach Nabeul, meine Gedanken sind die ganze Zeit beim Abend zuvor. Samantha zu mir "Kann es sein, dass du dich gerade verliebst?", ich bin mir nicht sicher gebe ihr zur Antwort das ich schon etwas Schmetterlinge im Bauch verspüre. Es hat viele Leute auf dem Markt, die Sonne drückt. Wir kaufen einige Gewürze und setzen uns schlussendlich in ein Café, bestellen einen Minztee und sprechen über unsere beiden Männer. Sam erzählt mir, dass es bei ihr und Naschib am Vorabend zu einem Kuss kam, ich schaue sie ganz erstaunt an und freue mich für sie. Und auf einmal sind wir beide etwas bedrückt, denn uns wird auf einmal bewusst, dass wir unseren letzten Tag hier verbringen. "Na wenigstens sehen wir sie heute Abend nochmals" sage ich zu ihr. Wir waren für den Abend bei Marwen zum Abendessen eingeladen, anschliessend würden wir uns noch mit Naschib in einem Café treffen. Wir beschlossen zurück ins Hotel zu gehen, doch im Taxi verspürten wir beide auf einmal leichten Hunger, so dass wir uns entschieden in der Nähe der Medina zu Mittag zu essen. Wir suchten uns einen gemütlichen Platz in einem Restaurant gegenüber der Medina, wir bestellten Couscous und redeten wiederum über unsere Bekanntschaften. "Du schwärmst ja richtig von Marwen!" Sam neckte mich. Im Hotel zurück setzten wir uns auf die Terrasse, bestellten einen Kaffee und blickten richtung Meer, ich träumte ein wenig vor mich hin. "Ich bringe euch etwas Süsses" Marwen lächelte uns an und stellte einen Teller mit Schokoladenkeksen vor uns auf den Tisch. Sam nahm meinen Fotoapparat zur Hand "Komm Marwen, ich mache ein Foto von euch beiden als Erinnerung". So stellten wir uns nebeneinander, er in seiner Arbeitskluft und in Beobachtung seines Chefs. Sam machte ihr Foto, er nahm sein Tablet wieder in die Hand "Also dann bis heute Abend".
Wir zogen uns auf unser Zimmer zurück, es war schon späterer Nachmittag. Nach einer kurzen Dusche kümmerten wir uns um unser Styling, ich wählte ein légeres Outfit und war auf den Abend gespannt. Sam fragt mich "Bist du fertig, Marwen wartet bestimmt schon". Marwen wartete am Tor auf uns, lächelnd trat er auf uns zu, begrüsste zuerst Samantha, dann kam er zu mir und gab mir einen sanften Kuss auf die Wange. "Meine Mama freut sich, dass ihr ihrer Einladung folgt und zum Essen kommt". Seine Mutter begrüsste uns mit zwei Küsschen auf die Wange, sein Vater gab uns die Hand und bedeutete uns, dass wir uns auf den Balkon begeben sollen. Skander begrüsst uns freudig, auch die kleine Schwester Ranim kommt gleich angerannt, nimmt mich an der Hand und führt mich zu einem Hocker, ich nehme Platz. Etwas verlegen schaue ich mich um. Sam nimmt neben mir auf einem weiteren Hocker platz, Marwen kommt mit einer Getränkeflasche zu uns und setzt sich ebenfalls. Er schenkt uns eine colaähnliche Flüssigkeit in unsere Gläser, in der Vermutung es sei Cola nehme ich einen Schluck und bin erstaunt das ich einen fremden süssen Geschmack wahrnehme. "Das ist ja gar kein Cola, aber viel leckerer". Er freut sich das er mir schmeckt und meint es sei Boga cidre. Soeben hatte ich ein neues lieblings Getränk gefunden. Ranim verschwindet im Wohnzimmer und kommt nach einigen Minuten wieder zurück, bepackt mit Fotoalben und rotem Nagellack. Interessiert blättern Sam und ich die Fotoalben durch, Hochzeitsfotos der Eltern, Fotos der Kinder. Marwen überreicht mir ein Foto von ihm "Damit du mich nicht mehr vergisst". Ich erwiedere "Ich werde dich bestimmt nicht vergessen" und senke meinen Blick verlegen. Ich muss wohl etwas errötet sein, Sam lächelnd "Sie mag dich, vielleicht kommen wir im September nochmals, dann haben wir beide nämlich Urlaub". "Wenn ihr kommt, seit ihr natürlich herzlich Willkommen bei uns, ihr könnt dann bei uns wohnen, im Hotel ist es immer teuer. Ich und meine Familie würden uns sehr darüber freuen". Ich, "Ich werde bestimmt kommen". Er nimmt meine Hand in seine "Ich hoffe es, es würde mir viel bedeuten". Seine Mutter kommt mit einer Schüssel auf den Balkon, verlegen ziehe ich meine Hand zurück. Sein Vater kommt hinzu, gemeinsam wird nun gegessen. Ich sitze neben dem Vater, er merkt das ich mein Fleisch nicht von Hand essen mag, verzupft es mir in kleine Happen und hält es mir hin. So füttert er mich, es ist mir etwas Peinlich, aber ich registriere es auch als eine liebgemeinte Geste. Nachdem Essen bekommen wir wieder Tee überreicht diesmal mit Mandeln. "Ein schöner Abend" denke ich mir. Seine Mutter richtet sich an Samantha und mich "Mögt ihr Henna?". Wir beide "Wir finden es sehr schön" und denken an die schwarzen feinen Muster an Händen und Füssen. "Meine Mama geht mit euch zur Hennatante" sagt Marwen zu uns. So folgen wir seiner Mutter (Saida) und Ranim (die kleine Schwester) zur Hennatante. Ich bin als Erste dran, ich und Sam unterhalten uns während dem die Hennadame am Werk ist, ehe ich mich versehe sind meine Hände und Füsse in Folie eingewickelt. Ich blicke irritiert zu Sam, auch Sam hat Runzeln auf der Stirn. Die Hennatante mixt eine schwarze Flüssigkeit und zeichnet Ranim kleine Muster auf die Hand. Da wird uns beiden bewusst, dass wir wohl etwas verwechselt haben müssen. Sam erklärt der Hennadame das sie auch das möchte, was Ranim hat. So bekommt sie schöne Muster mit Harkous an Händen und Füssen, ich warte inzwischen auf das Ergebnis an meinen Händen und Füssen. Nach einer knappen Stunde kommen die Folien weg und ich sehe zum ersten Mal meine orangen Fuss und Handflächen mit leichten Verzierungen. Ich schlucke schwer, aber lächle Saida und die Hennadame freundlich an. Sie sollen ja schliesslich nicht merken, dass ich mit dem ganzen unzufrieden war. Auch ich bekam noch Harkous auf Fuss- und Handoberfläche. Um das Fusshenna zu schützen, bekam ich ein paar schwarze Strümpfe. So kehrten wir zu Marwen zurück, der freudig unser Henna betrachtete. Wir blieben noch eine Weile, dann kam ein Anruf von Naschib, er warte im Café auf uns. Auch Naschib betrachtet begeistert mein Henna und meint zu uns "schön das ihr euch das getraut habt". Wir bestellen Kaffee, sprechen über das erlebte in dieser einen Woche und müssen immer wieder lachen über diese verschwiedenen Erlebnisse, besonders amüsierten wir uns über Mohammed. Irgendwann wurde es dann Zeit um ins Hotel zurück zu kehren, so spazierten wir Richtung Hotel zurück. Marwen nahm mich bei der Hand und wir gingen diesmal voran, während Sam und Naschib hinter uns schlenderten. Mit der Zeit bemerkten wir, dass die beiden weit hinter uns liegen mussten, so nahmen wir auf der nächsten Sitzbank platz. Er hielt noch immer meine Hand, er flüstert zu mir "Ich werde dich vermissen, wenn du weg bist. Seit ich dich das erste Mal gesehen habe, denke ich stets nur an dich. Ich..". Ich blicke ihm in die Augen, lasse seine Hand los, er legt seinen Arm um mich, ich lehne meinen Kopf an seiner Schulter an. "Mir geht es genau so, ich kann es kaum fassen. Schade das ich nicht bleiben kann, ich würde so gerne.". Er streichelt meine Schulter, ich drehe mich ihm zu, unsere Blicken treffen sich, in mir steigt eine wohlig Wärme auf. Er nimmt mich fester in seine Arme und schliesslich kommt es zum ersten Kuss, sanft berühren sich unsere Lippen. Ein zweiter folgt. Wir umarmen uns. Samantha und Naschib erreichen uns, zusammen gehen wir weiter. Vor dem Hotel verabschiede ich mich von Naschib. Wende mich Marwen zu, er nimmt mich nochmals in den Arm. Aus den Augenwinkeln nehme ich wahr, wie Samantha und Naschib sich gerade küssen, auch Marwen nimmt es wahr. Sam zu mir "Ja wir haben uns ineinander verliebt". Ich lächle und Marwen küsst mich lange "Schreib mir ja, du wirst mir fehlen". "Gute Nacht und auf Wiedersehen so verabschieden wir uns alle voneinander. Sam und ich kehren in unser Hotelzimmer zurück. Eine eigenartige Stimmung umgibt uns, einerseits das Gefühl des Verliebtseins und anderseits das Wissen am nächsten Tag nach Hause zu fliegen. Wir schminken uns ab und gehen langsam zu Bett. Morgens um drei Uhr stehen wir bereits wieder auf, duschen, packen unsere Koffer. Begeben uns dann zum Frühstück und checken aus. Unser Transferbus steht schon bereit, wir steigen ein. Wie in Trance fahren wir zum Flughafen, checken ein, warten in der Wartehalle und steigen in unser Flugzeug. In Zürich angekommen, kommt uns alles so unwirklich vor, am liebsten wären wir noch länger geblieben. Wir schalten unsere Handy wieder an, wir erhalten beide eine SMS von unseren Habibis. Wir blicken einander an und lächeln, "Was für ein Urlaub, ich glaube ich habe mich verliebt" sage ich zu Samantha. "Geht mir auch so". So gehen wir beide nach Hause.
Ein paar Tage nach unserer Rückkehr treffen Samantha und ich uns, zusammen reisen wir mit der Bahn nach Chur um etwas Shoppen zu gehen. Auf dem Hinweg bekomme ich einen Anruf, Marwen ist am Apparat. Wir quatschen etwas miteinander, er richtet Grüsse an Sam und meine Familie aus. Lächelnd hänge ich das Gespräch ab, seine Stimme zu hören ist einfach schön. Samantha "Ruft er dich regelmässig an? Wie oft habt ihr Kontakt? Naschib schreibt mir auch sehr oft, nur ist es schwierig da wir so unterschiedliche Arbeitszeiten haben.". "Schreiben tun wir uns jeden bis jeden zweiten Tag, telefonieren ein- bis zweimal in der Woche, ist ja nicht ganz billig. Wir machen es aber so, dass wir uns abwechseln." sage ich. Plötzlich habe ich einen Einfall "Was hälst du davon, wenn wir den beiden ein Päckchen zukommen lassen? Wenn wir es zusammen legen, kommt's nämlich nicht so teuer.". Samantha ist von meiner Idee begeistert "Super Aileen, ich wollte ihm sowieso ein Paket machen, da er ja erst Geburtstag hatte. Ich dachte, ich kaufe ihm vielleicht ein schönes Hemd und etwas Persönliches. Allerdings zum Thema Geburtstag, du hast ja auch kommenden Samstag. Möchtest du ans Albanifest in Winterthur gehen?". Ich überlege "Ja doch können wir machen, habe mir gedacht, wir könnten vorher bei mir Zuhause grillieren.". Wir waren uns einig "Ja das machen wir, ich freue mich.", "Ich mich auch". In Chur angekommen kümmerten wir uns erstmals um das liebe Finanzielle, bevor wir unsere Shoppingtour begannen. Als erstes wollten wir unseren Habibis etwas zum Ankleiden kaufen, also ab in den C&A. Samantha fand zwei schöne Hemden für Naschib und ich ein Hemd für Marwen. "Hoffendlich stimmt auch die Grösse" lachten wir "Und wenn nicht, müssen sie hald abspecken". Wobei man erwähnen muss, dass nur Naschib etwas übergewichtig war. Weiter zogen wir in den Manor, ich möchte auch seiner Familie etwas schicken. So kaufte ich für Ranim eine kleine Handtasche, Haarspangen, Malstifte und ein Malbuch, für Skander einen Gürtel. Weiter gingen wir in ein Lebensmittelgeschäft, Kekse müssen auch noch in das Paket, Schokolade war uns zu riskant, wegen dem Verlaufen. Zum Schluss besuchten wir noch einen Souvenirshop, ich kaufte eine Stoffkuh sowie ein Sprachübersetzer in Deutsch-Arabisch. Samantha kaufte einen Schlüsselanhänger und ein Stofftier. "Wir waren ja ganz zügig dran, komm wir gönnen uns einen Kaffee." meinte Sam zu mir und deutete auf eine Konditorei ganz in der Nähe. Kaum haben wir Platz genommen, klingelt das Handy von Samantha. "Es ist Naschib" flüstert sie mir zu. Ich zwinkere ihr zu und lasse ihn grüssen. Nachdem Gespräch schwärmt sie mir vor "Ach er ist so lieb, das erste Mal habe ich das Gefühl, es ist der Richtige.". Ich sage ihr, dass es mir genau so ginge. Wir geniessen unseren Kaffee und begeben uns wieder auf den Heimweg. Zwei Tage später treffen wir uns bei Samantha, wir packen alle unsere Geschenke in ein Paket, schreiben jeweils noch eine Karte, die wir beilegen. Dann bringen wir es zur Post, wir sehen einander an. "So in gut vier Wochen sollten sie es erhalten" sage ich zu ihr freudig. Wir kehren zu ihr Nachhause zurück, kochen gemeinsam Couscous. Während des Kochens klingelt mein Telefon, Marwen. Er freut sich das wir Couscous kochen und wünscht uns einen schönen Abend. "Ich glaube, ich liebe ihn" sage ich zu Samantha. "Ich liebe Naschib auch, es scheint so als haben wir endlich unser Glück gefunden."
An meinem Geburtstag grillierten wir im Garten. Mein Telefon blieb auch nicht still, Marwen hat an meinen Geburtstag gedacht und gratuliert mir, ich freue mich darüber ganz speziel. Ich verbringe einen schönen Geburtstag, aber er fehlt mir ganz arg. Samantha und ich sehen uns regelmässig, meistens sprechen wir über unsere Habibis. Spontan verabredeten wir uns an einem Abend zum Essen in einem arabischen Spezialitätenrestaurant, gemütlich sassen wir zusammen, genossen die Speisen, sprachen über Naschib und Marwen. Wir waren glücklich, stossten auf unsere Freundschaft und auf die Liebe zu unseren tunesischen Männern an. Was ich an diesem Abend noch nicht wusste, dass dies unser letzter gewesen sein sollte..
Wochenlang hörte ich nichts mehr von Samantha, ich klagte mein Leid Marwen, auch er konnte es nicht verstehen. So buchte ich alleine einen Flug nach Hammamet. Eines Tages bekam ich dann eine SMS von Naschib, Samantha hätte ohne jegliche Erklärung mit ihm schluss gemacht, nur so viel sie hätte einen neuen Mann an ihrer Seite. Ich versuchte sie telefonisch zu erreichen, jedoch keine Chance. Ich rufe bei ihren Eltern an, die vertrösten mich, Samantha sei nun mal so.
So plane ich meine Reise nach Hammamet. Als es endlich soweit ist, habe ich etwas Bammel. Meinen Eltern habe ich von ihm nichts erzählt, ich wusste das sie dies nicht billigen würden. Im Flugzeug versuche ich mich etwas abzulenken, lese ein wenig, höre Musik, doch ich bin sehr nervös. Als wir dann endlich in Hammamet landen, verspüre ich noch mehr Aufregung. So nun durch die Passkontrolle, meinen Koffer schnappen. Ist er auch wirklich da, frage ich mich. Meine Nervosität steigt, ich trete zum Ausgang, nur noch wenige Schritte und ich sehe ihn wieder. Als ich ihn erblicke, bin ich erleichtert. Seine Mutter und Ranim begleiten ihn. Ich werde von allen begrüsst, mein Gepäck wird auf die Ladefläche des Pick-up verfrachtet. Ich nehme auf dem Beifahrersitz platz, langsam kommen wir ein Gespräch. Er fragt mich nach meinem Flug, nach meinen Eltern, nach Samantha. Als erstes fahren wir zu einer Schwester seiner Mutter, man überreicht mir ein paar Trauben, welche ich erfreut esse. Seine Mutter zieht sich mit ihrer Schwester in ein anderes Zimmer zurück. Diesen Moment nutzt Marwen, zieht mich in seine Arme und küsst mich zärtlich, endlich bin ich angekommen geht mir durch den Kopf. Später fahren wir nach Hammamet, sein Vater wartet bereits Zuhause auf uns. Ich werde herzlich begrüsst, Skander kommt auch gleich um mich zu begrüssen. Da ein unbekanntes Gesicht, noch ein jüngerer Bruder von Marwen, Ilyes, auch von ihm werde ich herzlich begrüsst. Der erste Abend verläuft sehr gemütlich, nach einer Dusche sitzen wir zum gemeinsamen Abendessen zusammen. Da ich Müde vom Flug bin, bin ich froh das ich früh ins Bett kann. Ich teile mir ein Zimmer mit Marwen, ich war recht erstaunt damit hätte ich bei einer tunesischen Familie nicht erwartet, ich freue mich darüber. Die nächsten Tage vergingen wie im Flug, wir unternahmen viel zusammen. An einem Abend sassen wir mit seiner Familie auf dem Balkon. Da meinte seine Mutter zu uns, es schicke sich nicht das wir uns ein Zimmer teilten, deshalb wäre es sinnvoll uns vor der Familie offiziel zu Verloben, so hätten auch ältere Generationen kein Problem damit. Von Heirat spreche ja noch niemand. Wir gaben uns einverstanden und so wurde für den kommenden Sonntag geplant, schliesslich mussten alle Verwandten eingeladen werden. Die nächsten Tage waren wir stets unterwegs, Verlobungsring, Kleid, Kuchen, etc. mussten organisiert werden. An einem Abend nach dem Essen fuhr Marwen mit mir in die Medina, im Café suchten wir uns ein schönes Sitzplätzchen. Wir bestellten uns Minztee und genossen das tolle Ambiente, wir erinnerten uns beide wie wir mit Naschib und Samantha im Juni hier waren. Auf einmal erhob sich Marwen, kniete vor mir nieder, ergriff meine Hand "Aileen, da wir uns meiner Familie zu liebe am Sonntag verloben, möchte ich dir nun sagen, dass du mir wirklich sehr viel bedeutest. Ich kann mir gut vorstellen, dass wir eines Tages heiraten werden. Ich liebe dich. Möchtest du in unbestimmter Zukunft meine Frau werden?". "Jaaa.." stammle ich und falle ihm in seine Arme, wir küssen uns lange. Da hören wir plötzlich geklatsche, die anderen Gäste hatten seinen Antrag mitbekommen. An diesem Abend kehrten wir beide überglücklich nach Hause zurück.
Sonntag Morgen, Zeit um ins Hamam zu gehen. Mit einem unguten Gefühl steige ich ins Auto, mir ist nicht wohl dabei, dass ich mit Marwens Mutter alleine ins Hamam soll. Vor dem Hamam verabschieden wir uns von den Männern und treten in die Räumlichkeiten des Frauenhamam. Ein düsterer, feuchter Raum erwartet mich. Wir legen unsere Tücher, auf eine Steinbank und Saida fordert mich auf mich bis auf mein Bikini auszuziehen. Langsam folge ich ihrer Bitte und folge ihr in den Nassbereich. Der Nassbereich besteht aus drei kleinen offenstehenden Kabinen, darin befindet sich ein Wasserhahn, eine Art kleiner Hocker und eine Wassergelte. Ich lasse mir nicht anmerken, dass ich besseres gewohnt bin, denke jedoch sehnsüchtig an das Hamam von Zürich. Saida drückt mich auf den Hocker, öffnet meinen Haargummi und füllt den den Eimer mit Wasser, schon leert sie Wasser über mich, und lächelt mich an. Ich lächle tapfer zurück, sie erklärt mir auf französisch das es so üblich sei das die Schwiegermama die Schwiegertochter wäscht, bevor sie sie mit ihrem Sohn verlobt. Aha, dachte ich mir, ich muss das Ganze über mich ergehen lassen. So spült sie mehrmals mein Haar, schäumt das Shampoo auf und wäscht mein Haar. Danach rubbelt sie mich am ganzen Körper ab, ich versuche mein Unbehagen nicht zu zeigen. Dann schäumt sie mich ein und wieder folgen mehrmalige Spülungen, dann öffnet sie mir mein Bikinioberteil, ich soll mich da auch reinigen. Danach bin ich entlassen, ich gehe in den Trockenbereich um mich anzuziehen. Ein paar weitere Frauen sitzen da und begutachten mich kritisch. Ich ziehe mich wieder an und setze mich auf eines der ausgebreiteten Tücher und warte so auf Saida. Als Saida zurückkommt, kommen die Frauen auf sie zu und ich merke das sie über mich sprechen. Eine Frau kommt zu mir und bedeutet mir aufzustehen, greift mir an die Taille und meint auf französisch sehr schön. Eine andere kommt zu mir hin und greift mir an den Busen, ich weiche zurück, aber so kommt eine nach der anderen und sieht mich genau an, kneift mir in die Wange und lächelt mich nett an. Bin ich froh als wir das Hamam wieder verlassen, aber ich spüre eine Wut in mir das mich Marwen nicht vor dem allem gewarnt hatte. Als er zu mir tritt, bin ich kühl zu ihm und zeige ihm die kalte Schulter. Erst als wir Zuhause sind, frage ich ihn, warum er mir nicht gesagt hätte, was mich erwartet. Mir kommen die Tränen, ich schildere ihm meinen Hamambesuch. Auch ihm kommen die Tränen und er erklärt mir, dass er selbst das erste Mal im Hamam war und das es ihm leid täte. Er nahm mich in seine Arme, so verharrten wir lange und es tröstete mich. Hatte aber auch ein schlechtes Gewissen, dass ich mein Frust an ihm ausgelassen habe.
Später am Abend assen wir gemeinsam mit seiner Familie das Abendessen, mittlerweile waren einer seiner Onkel und seine Grossmutter Zohra eingetroffen. Als ich nach dem Essen ins Bad gehe, werde ich gerufen. Die Friseurin war eingetroffen um mich zurecht zu machen. Eine sehr nette junge Frau begrüsst mich und sagt mir ich solle mich am besten aufs Bett legen, so wäre es für sie einfacher mich zu Schminken. So lege ich mich hin und sie beginnt mit ihrem Werk, Marwen assistiert ihr dabei. Danach folgen die Haar, als sie eine Scherre zur Hand nimmt, bremse ich sie. Sie legt sie etwas entäuscht zur Seite und toupiert meine Haare, dreht sie in Locken, bis eine Hochsteckfrisur entsteht. Mit Marwens Hilfe bekleidet sie mich, da ihr meine Brust zu klein ist, stopft sie das Oberteil mit Watte. Ich ziehe sie wieder heraus, denn ich bin mit meiner Oberweite recht zu frieden, doch ich habe keine Wahl die Watte kommt wieder rein. Noch einmal macht sie ein letztes Finish meines Make-ups, als ich in den Spiegel sehe, bekomme ich fast einen Schock. Ich sehe ja aus wie ein Papagei, denke ich mir. Meine Lippen waren mit einem knallroten Lippenstift bemalt, ich nehme ein Taschentuch und wische mir den Lippenstift ab und sage zu Marwen "So gehe ich nicht raus, die Lippen müssen schwächer betont sein". So nimmt die junge Frau sich wieder meinen Lippen an, auch dieser Lippenstift ist mir zu kräftig doch ich merke, Widerstand ist zwecklos, so lasse ich es bleiben. Schaue nochmals in den Spiegel, auch die Augen waren mir zu stark betont, naja.. Was solls, dachte ich mir.
Im Wohnzimmer wartet schon die halbe Verwandschaft auf uns, über 40 Personen. Als ich ins Zimmer trete, beginnen die Frauen zu trillern, sie Formen mit ihren Stimmbändern Geräusche wie ein Vogel in der Paarungszeit. Ich und Marwen nehmen auf einer Couch platz, bis sich das Ganze etwas gelegt hat. Danach werden wir gebeten aufzustehen und die Verlobungszeremonie beginnt, er schiebt mir den Ring langsam über den Ringfinger, verharren immer wieder so das auch jeder Anwesende ein Foto von diesem Moment machen kann. Dann wird eine Torte vor uns aufgestellt, gemeinam schneiden wir ein Stück ab, füttern einander damit. Wir werden aufgefordert uns zu küssen, da es nicht üblich ist sich vor Familienmitgliedern zu küssen, drücken wir einander ein Busserl auf die Wange, worauf die ganze Meute anfängt zu lachen. Nein, richtig küssen sollt ihr euch. Wir müssen auch lachen, schüchtern geben wir uns einen richtigen Kuss. Wieder und wieder müssen wir für Fotos verharren, es wird uns gratuliert. Von Saida bekomme ich eine Mandelmilch überreicht von welcher jeder von uns einen Schluck nehmen muss, danach wird das Glas an weitere Gäste weitergereicht, dieser Vorgang soll anscheinend Glück bringen. Als das Ganze vorüber ist, kann ich mich umziehen und etwas abschminken. Marwen und ich trennen uns von den Gästen und gehen auf einen Tee ins Café in der Medina. Ich war froh, die Verlobung hinter mir zu haben, Marwen ging es genau so.
Als wir an diesem Abend nach Hause zurückkehren, drückt mich Saida fest an ihre Brust, küsst mich auf die Stirn und wünscht mir eine gute Nacht. Marwen bekommt von seinem Vater etwas überreicht, jedoch sehe ich nicht was es ist. Im Zimmer schliessen wir die Tür hinter uns. Marwen zieht mich in seine Arme und wir küssen uns. An diesem Abend erleben wir das erste Mal miteinander, Marwen erklärte mir dass es nun okay wäre und zeigte mir das Präservatif das ihm sein Vater überreicht hatte. Es war wunderschön.
Ein paar Tage später nahm ich es auf mich Marwen zu Liebe seine nächsten Verwandten zu besuchen, ganz schön anstrengend das Ganze. Er hat ja nicht nur eine Tante, nein sondern gleich 7 Stück. Also gingen wir brav bei allen vorbei. Küsschen hier Küsschen da, ich wurde immer gleich halb erdrückt und mit Küsschen übersät, dass mir fast die Luft wegblieb. Bei Grossmutter mutterseits wurden wir äusserst lieb empfangen mit Tee und Gebäck, kleine Geschenke wurden mir auch noch überreicht. Ich fühlte mich da sehr wohl, war aber dennoch froh, als wir uns wieder verabschiedeten. Als Letztes stand der Besuch bei seinen Grosseltern vaterseits an. Als wir bei ihnen ankamen, sassen sie vor dem Haus und bereiteten soeben das Nachtessen. Seine Grossmutter stürmte gleich auf uns zu und umarmte ihren Enkel liebevoll, mich drückte sie darauf auch ganz fest an ihre Brust und drückte mich unsanft auf den Stuhl, auf dem sie bis eben noch sass. Etwas perplex begrüsste ich den Grossvater der nun zu meiner Linken sass, ein sehr alter Mann, welcher leider schwer krank ist. Er kann nur mühsam an seinem Stock gehen, ich unterhielt mich mit ihm ein wenig auf Französisch. Marwen war mit seiner Grossmutter ins Haus gegangen, zusammen mit dem Onkel und weiteren Stühlen kamen sie zurück. Sie setzten sich vis-a-vis von dem Grossvater und mir.
Wir waren alle im Gespräch, ich mit dem Grossvater und die andern drei miteinander. Plötzlich schlug mich die Grossmutter sehr hart an die Schulter und fragte mich etwas auf Arabisch. Da ich aber kein arabisch spreche, sondern nur brockenweise, verstand ich kein Wort. Und sagte zu ihr auf französisch, dass ich sie nicht verstehe. So wiederholte sie ihre Frage nochmals auf arabisch und untermauerte ihre Frage, mit wildem Gestikulieren. Ich sah sie total verdattert an, denn ich konnte sie beim besten Willen nicht verstehen. So bat ich Marwen mir zu übersetzen, doch er meinte nur zu mir, schau ihre Gesten an, du wirst sie schon verstehen. So begann seine Grossmutter nochmals ihre Frage zustellen und fuchtelte nun sehr mit ihren Händen vor meinem Gesicht. Ich schaute überfordert zu Marwen und bat ihn „Bitte hilf mir, ich verstehe sie nicht. Bitte sag mir, was sie mich fragen will“. Er meinte nur zu mir „Rede mit meiner Grossmutter, du verstehst sie schon“. Seine Grossmutter wurde nun regelrecht wütend weil ich ihr keine Antwort geben konnte und bäumte sich vor mich auf und erhob ihre Stimme und fuchtelte ganz energisch vor meinem Gesicht herum. Ich schaute nochmals zu meinem Schatz und bat ihn um Hilfe, doch mit einer Handbewegung tat er dies ab. Seine Grossmutter schrie mir nun fast die Worte entgegen und drehte mir den Rücken zu und begann ein Gespräch mit dem Onkel. Mein Verlobter stand in der Zwischenzeit auf und stützte den Grossvater und begleitete ihn zu den Kühen. So sass ich noch immer auf meinem Stuhl. Plötzlich brannten mir Tränen in den Augen und ich setzte meine Sonnenbrille auf und kämpfte sehr mit mir selbst, dass ich nicht zu weinen begann. Der Onkel der mir noch immer vis-a-vis sass, blickte mich mitleidig an und gab mir zu verstehen, dass er merkte was gerade in mir vorging.
Mir gingen Gedanken durch den Kopf "Er hat mich wie bloss gestellt, er hat mich einfach im Stich gelassen, warum? Warum tut er mir so weh?".
Als Marwen mit meinem Grossvater zurückkam, meinte er nur zu mir, verabschiede dich, wir gehen. So verabschiedete ich mich noch immer mit den Tränen kämpfend von seinen Grosseltern und seinem Onkel, sein Onkel gab mir seine Hand und tätschelte meine lange.
Als wir losfuhren, winkte ich noch kurz und wende dann meinen Blick ab und schaue aus dem Fenster. Länger konnte ich meine Tränen nicht zurückhalten und sie kullerten mir über die Wangen. Marwen merkte davon nichts, er meinte nur auf einmal warum ich den so still sei und warum ich ihn nicht anschaue, was den los sei. Ich drehte mich zu ihm um und sagte zu ihm in ziemlich gereiztem Tonfall „Was ist wohl los? Das weißt du doch ganz genau?!“. Er blickte mich nur verwirrt an „Du weinst ja, was habe ich dir getan? Du magst meine Grosseltern nicht, ja?“.
Da platzte mir endgültig der Kragen, ich sagte zu ihm er solle sofort anhalten und riss die Wagentür auf, und lief auf der menschenleeren Strasse, welche nahe der Plantage seiner Familie lag, davon. Die Tränen liefen mir nun nur so über die Wangen. Er fuhr langsam neben mich ran und befahl mir wieder einzusteigen. Nein, ich lief weiterhin davon. So stieg er auch aus dem Wagen und packte mich an den Schultern und drehte mich zu ihm um, und fasste mich so sehr an meinen Handgelenken, dass ich mich ihm nicht entwinden konnte. Er schüttelte mich und befahl mir mich zu beruhigen, nahm mich fest in den Arm, wogegen ich mich zwar wehrte, aber schlussendlich nachgeben musste, da er einiges kräftiger war. Als ich etwas ruhiger war, nahm er mir meine Sonnenbrille ab und schaute mir in die Augen. Traurig schaute er mich an und bat mich mit ihm zu sprechen und ihm zu erzählen, was den los sei, da er nicht verstehe. So schüttete ich ihm mein Herz aus und legte ihm dar, wie mies ich mir in der vorherigen Situation vorgekommen sei und es mich verletzte das er mir nicht half, da ich ihn ja um Hilfe angefleht hatte. Wir sprachen uns lange aus, und ihm wurde sein Fehler langsam bewusst, er entschuldigte sich mehrmals und versprach mir, dass so etwas nie mehr vorkomme. Ich nahm seine Entschuldigung zwar an, aber vergessen war es noch lange nicht. Den ganzen Abend und auch am nächsten Morgen war ich sehr distanziert zu ihm. Doch er zeigte schon am darauf folgenden Tag, dass er seinen Fehler wieder gut machen wollte. Er ging mit mir zum Markt, in die Medina und ging mit mir das erste Mal europäisch essen, auch beim Besuch eines Onkels übersetzte er mir alles.
Ich verzieh ihm diesen Fehler, doch ein ungutes Gefühl war noch immer da, dass so eine Situation wieder vorkommen könnte. Seine Grossmutter hatte ich seitdem nicht mehr besucht, daran war mir die Lust vergangen und ich konnte mir auch nicht vorstellen, da bald wieder hin zu gehen.
Am Tag vor meiner Abreise, kamen wir auf die Idee für ihn ein Besuchervisum für die Schweiz zu organisieren, so dass er auch mal meine Heimat sieht. Mit diesem Vorhaben reiste ich am Tag darauf wieder nach Hause. In der Schweiz angekommen, kümmerte ich mich um die nötigen Papiere und buchte nochmals einen Flug für Oktober um mit ihm vor Ort zum Konsulat zu gehen. Meinen Eltern beichtete ich meinen wahren Aufenthalt, welche ärgerlich und entäuscht reagierten. Jedoch akzeptierten sie meinen Entscheid im Oktober nochmals zu fliegen und begleiteten mich dieses Mal auf den Flughafen. Saida wollte mich unbedingt am Flughafen empfangen, obwohl ich gewünscht hatte, dass nur Marwen mich abholt, da ich erst nach Mitternacht ankomme. So bat ich ihn, doch alleine zukommen und ihr zu erklären, dass wir doch den ersten Moment für uns alleine haben wollen und ich bestimmt auch Müde von der Reise sein werde. Tatsächlich empfing sie mich erst Zuhause und dies sehr liebevoll.
Am nächsten Tag fuhren wir nach Tunis auf die Botschaft. Die Hoffnung auf ein Besuchervisum wurde uns gleich genommen, da es im allg. schwierig ist an ein Besuchervisum ranzukommen, meist wird es nicht gestattet. So bekamen wir den Rat ein Heiratsvisum für die Schweiz zu beantragen, wir müssten dann ja nicht gleich heiraten. Wir liessen uns dies durch den Kopf gehen und entschieden uns dieses Visum zu beantragen. Vom nächsten Tag an plagte mich eine Kehlkopfentzündung, Marwen holte mir in der Apotheke Medikamente doch halfen diese nichts. So gingen wir gemeinsam in eine Apotheke und ich verschrieb mir selbst ein Antibiotikum. Von da an, nahm meine Entzündung Besserung an. Die ganze Woche über hatte ich praktisch keine Stimme, hatte grässliche Halsschmerzen, doch Marwen pflegte mich liebevoll, auch seine Mutter kochte mir gelegentlich einen Tee und war mir gegenüber sehr mütterlich. Trotzdem das ich diese Woche über krank war, verbrachten wir eine gute Woche zusammen und ich flog schweren Herzens wieder zurück nach Zürich.
Zurück in der Schweiz sprach ich mit meinen Eltern über mein Vorhaben, sie waren etwas distanziert, aber akzeptierten meinen Entschluss. Ich stellte Marwen per Fax alle erforderlichen Papiere von mir zu und er organisierte alles vor Ort mit der Botschaft. Bis unser Antrag angenommen und verarbeitet wurde, wurde es anfangs Dezember. Um Weihnachten war meine Sehnsucht zu ihm besonders gross, wir telefonierten regelmässig und hofften das es nicht mehr allzu lange dauerte. Mitte Januar wurde ich dann vom Zivilstandsamt in der Schweiz aufgefordert vorbei zu kommen und die Dokumente zum Vorbereiten des Eheverfahrens einzuleiten. Immer mehr konnte ich mir tatsächlich vorstellen ihn zu heiraten. Meine Dokumente wurden nach meiner Vervollständigung von der kantonalen Stelle überprüft und zum weiteren Verfahren an die Botschaft zurück gesendet. Wiederum hiess es abwarten. Eine Woche später bekam ich ein Schreiben vom Migrationsamt in Zürich, mit diesem fiel für mich erstmals eine Welt zusammen. Sie forderten von mir einige Unterlagen zusammen zu tragen, Erlaubnis des Vermieters um eine weitere Person in der Wohnung aufzunehmen, einen Betreibungsregisterauszug, eine Verpflichtungserklärung für sämtliche verursachten Kosten bis 30'000 Franken durch Marwen zu übernehmen, Kopie des Mietvertrages, Vermögensauszug, Lohnausweis, etc. Die Verpflichtungserklärung machte mir recht zu schaffen, ich sprach mit meinen Eltern darüber. Sie gaben mir den Rat ihn in meine Versicherungen aufzunehmen, so dass es gar nicht zu solchen Kosten kommen könnte. Ich war zwar wieder beruhigt in dieser Hinsicht, mochte aber kaum noch abwarten bis wir endlich das Visum erhalten.
Meine Eltern planten mit mir die Hochzeit, da für Marwen und mich mittlerweile feststand das wir es wagen wollten.
Mitte Februar fuhr ich mit meinem jüngeren Bruder in die Türkei für eine Woche. In dieser Woche bekam ich einen Anruf von Marwen das er sein Visum bald erhalte, die Freude war gross. Überglücklich kam ich aus den Ferien zurück und putzte voller Vorfreude meine Wohnung. Während des Wohnungsputzes an einem Morgen klingelte mein Telefon, Marwen. Er erzählte mir stolz, dass er gerade sein Visum abgeholt hat und bereits auf dem Flughafen war um ein Ticket zu organisieren, er fliege noch am selben Nachmittag. Nun stieg meine Nervosität. Vor Freude informierte ich gleich meine Eltern und eine gute Freundin darüber. Meine Freundin bot mir gleich an mit an den Flughafen zu kommen und Marwen abzuholen.
Am Flughafen lief ich vor Nervosität hin und her, konnte kaum ruhig stehen, meine Hände zitterten. Endlich trat er durch den Ausgang, ich konnte es kaum fassen, er war wirklich da! Wir begrüssten uns herzlich und fuhren gleich zu mir nach Hause. Zuhause angekommen besah er sich erstmals alles genau, ihm gefiel meine Einrichtung. Zusammen öffneten wir seinen Koffer und begannen seine Kleider in meinen Schrank einzuräumen. Doch ich war erstaunt, 2 Paar Hosen, 2 Paar Pullover, 2 Paar T-shirt, etc. von allem bloss zwei Stück. Naja.. ich hatte keine Zeit länger darüber nach zu denken, schon überreichte er mir ein paar Geschenke, Halstücher in verschiedensten Farben, ich hatte mir diese gewünscht. Dann hielt er mir eine Schachtel vor, ein richtiger Verlobungsring aus Weissgold und Steinchen, kein Silberring mehr, ach wie schön und falle ihm dankbar um den Hals. Dann bereite ich ihm etwas zu essen, da er ja bestimmt hungrig von seinem Flug war. Nach dem Essen machten wir es uns gemütlich auf der Couch, kuschelten etwas miteinander, bis wir ins Bett gingen. Wir waren beide guter Hoffnung.
Am nächsten Morgen gingen wir gemeinsam zum Standesamt um seine Akten zu vervollständigen und einen Termin festzulegen. Da uns die Botschaft Druck auferlegte, mussten wir innerhalb von zwei Monaten heiraten. So setzten wir einen Termin für drei Wochen später auf und kehrten glücklich in meine Wohnung zurück. Am Abend kamen meine Eltern und mein älterer Bruder mit seiner Freundin zu Besuch um Marwen nun endlich auch einmal kennen zu lernen. Der Sympathiefunken war sofort übergesprungen. Meine Eltern waren aber etwas erstaunt über den frühen Trauungstermin beim Standesamt, so erklärte ich die Situation mit der Botschaft. Eigentlich hatte ich das vorhaben, zuerst abzuwarten wie sich das Zusammenleben gestaltete bis wir Heiraten und nun hatten wir knapp drei Wochen Zeit dies zu ertesten, Stress war vorprogrammiert.
Da ich noch Ferien hatte verbrachten wir diese Tage indem ich ihm alles zeigte, wo Einkaufen, Bahnfahren, etc. Ich ging mit ihm nach Winterthur, kauften ihm etwas fürs Standesamt, Schuhe weil er keine Winterschuhe besass. Dabei musste ich feststellen, dass er lediglich 100sFr mit sich brachte. Dies erzähle ich ärgerlich und entäuscht meinen Eltern, welche auch skeptisch reagieren. Ich verwerfe meine Skepsis und besuche mit ihm gemeinsam die Kyburg, wo unsere kirchliche Trauung und Fest geplant wäre. Ich habe ihn mehrmals im vornherein gefragt, ob es ihm Recht wäre eine kirchliche Trauung vorzunehmen, da es mir sehr viel bedeuten würde. Erklärte ihm auch, dass dies für mich nicht einen religiösen Grund hätte, sondern eine romantische Vorstellung der Hochzeit. Er bejahte stets und meinte, es wäre für ihn ok. Als wir nun in der kleinen Kapelle der Kyburg stehen und ich ihm vorschwärme, wie schön ich mir unsere Trauung hier vorstelle, sieht er mich nur kritisch an. Ich frage ihn erneut "Ist es für dich auch wirklich okay?", er bejaht. Gemeinsam fahren wir wieder nach Hause.
Am nächsten Tag fahre ich zur Arbeit, er verbringt den Tag alleine Zuhause. Meine Eltern rufen mir über Mittag an und kündigen sich für den Abend an, sie wollen mit mir und Marwen nochmals zusammen sitzen und über sein Kommen und die bevorstehende Hochzeit sprechen. Mit ungutem Gefühl fahre ich an diesem Abend heim.
Marwen wartet deprimiert auf mich, er hat den Tag mit Langeweille verbracht und wirft mir dies nun vor. Ich sehe es ein, dass es für ihn schwierig war, aber ich könnte es ja nicht ändern. Meine Eltern treffen bei uns ein und wir setzen uns gemeinsam ins Wohnzimmer. Meine Mutter überreicht mir einen Brief, den ich erst später öffnen und lesen darf. Sie fragen uns, ob es nicht möglich wäre den Trautermin noch etwas zu verlegen und kommen dann auf seine mitgebrachten 100sFr zu sprechen. Fragen ihn warum er nicht mehr Kleidung mit sich gebracht hätte, ob er auch wirklich hier in der Schweiz leben wolle. An seinen Gesichtszügen stelle ich fest, dass er nervös wird. Plötzlich meint er zu meiner Mutter, ob es ihr Recht wäre, wenn er mich mit nach Tunesien nehmen würde. Sie bricht in Tränen aus, ich frage ihn was das soll, da es ja so nie abgemacht gewesen war und er ja auch wusste, dass ich mir ein Leben in Tunesien nicht vorstellen konnte. In bösen Ton fährt er mich an, er werde nicht in der Kyburg heiraten, nicht in der Kapelle und auch kein Fest im Schlosshof feiern, er wäre Moslem und er könne dies nicht mit seinem Glauben vereinbaren. Ich fühle mich vor den Kopf gestossen, er sagte mir doch immer er wäre damit einverstanden. Was soll das nun? Ich verstehe die Welt nicht mehr. Zu meiner Mutter meint er "Ich möchte nur die Papiere auf dem Standesamt machen, kein Fest, auch in Tunesien möchte ich kein Fest machen". Meine Mutter weint noch immer, mein Vater schaut mich traurig an. Ich fühle mich leer und finde fasst keine Worte. So verabschieden sich meine Eltern und lassen uns zwei alleine. Als ich die Türe hinter ihnen schliesse, spüre ich einen ungeheuren Schmerz in mir. Ich wende mich Marwen zu "Warum? Warum tust du mir das an? Hier vor meinen Eltern?". Er "Ich möchte es einfach nicht, ich bin Moslem, ich kann nicht in der Kyburg heiraten, ich wünsche mir auch kein Fest.". "Wir können ja auch nur im Schlosshof feiern ohne die kirchliche Trauung in der Kapelle. Wäre das für dich okay?". "Nein, ich bin Moslem, ich möchte dies nicht", "Was hat der Moslem mit der Kyburg zu tun, das Schloss ist keine religiöse Einrichtung". "Ich möchte es nicht, ich diskutiere nicht mehr länger darüber". Mir kommen die Tränen, ich frage mich "Ist das der Mann, denn ich liebe?". Ich bin entäuscht. Werfe ihm an den Kopf, dass er mich absolut gemein und niederträchtig behandelt. Ich frage ihn "Würdest du so auch mit einer Tunesierin umgehen? Würdest du von einer Tunesierin auch erwarten, dass sie dir alles bezahlt? Du kannst doch nicht nur mit 100sFr in die Schweiz kommen und von mir erwarten dass ich für dich ganz aufkomme? Nein, so würdest du mit einer Tunesierin nicht umgehen!" die Tränen schiessen mir nur so aus den Augen, ich funkle ihn wütend an. Er "Ich bin ein ehrlicher Mensch, ich gehe immer den rechten Weg, das weiss Allah.". Nein, antworte ich "Du hast mich angelogen, du hast mir etwas vor gemacht. Du bist nicht ehrlich und den rechten Weg gehst du schon gar nicht.". Er zieht mich in seine Arme, versucht mich zu beschwichtigen. Ich jedoch reisse mich los "Ich gehe etwas an die frische Luft, ich brauche Zeit um nach zu denken". Ich ziehe meine Schuhe an, nehme meine Jacke vom Kleiderhaken. Er ergreift mich am Arm, hält mich fest. "Du bleibst hier. Wo willst du hingehen?", "Lass mich los, ich möchte etwas Spazieren gehen, alleine". Er will mich nicht gehen lassen, doch ich lasse mich nicht festhalten, ich nehme mein Handy und verlasse die Wohnung. Er kommt mir nach, hält mich an den Armen fest, droht mir "Wenn du jetzt gehst, packe ich meine Koffer und fliege nach Hause". Ich gehe trotzdem. Ich nehme mein Handy zur Hand und wähle die Nummer meiner Freundin, erzähle ihr den Vorfall, meine Wut, meine Ängste. Gebe auch meinen Eltern die Schuld, an seiner Reaktion. Ich möchte nicht, dass er jetzt gleich geht, ich möchte nochmals mit ihm reden. Ich beende das Telefonat und kehre in die Wohnung zurück, mit wütendem Blick starrt er mich an. Fragt mich nach meinem Telefon, ruft seinen Vater an. Nach diesem Telefonat setzt er sich neben mich auf die Couch, noch immer kommen mir die Tränen. Er legt den Arm um mich und teilt mir mit, dass er bleibe, er hätte überreagiert. Wir sprechen lange miteinander über das Vorgefallene und auch ich beruhige mich langsam wieder. Ich nehme eine Dusche und schlüpfe mit ihm ins Bett. Er möchte mit mir Schlafen, für ihn scheint alles wieder in Ordnung zu sein. Doch ich bin nicht in Stimmung und wende mich ab. Er versucht es noch einmal, schläft dann aber ein. In diesem Moment kommt mir der Brief meiner Mutter wieder in den Sinn, ich gehe ins Wohnzimmer und öffne ihn. Beim Lesen kommen mir die Tränen, sie offenbart mir ihre Ängste. Auch ich habe Ängste und meine Zweifel, alles kam so schnell. Ich merke, ich bin noch nicht bereit ihn zu heiraten. Ich brauche Abstand nach der ganzen Sache. Ich finde in dieser Nacht nur mühsam Schlaf.